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Naturlehrpfad

 

Der Naturlehrpfad des Ortsvereins Speichersdorf e.V. wurde 1983 errichtet und soll Besucher und Wanderer mit den wichtigsten Baum- und Straucharten, aber auch mit einigen Blumen, Gräsern, Moosen und Farnen bekanntmachen, die für unsere Umgebung typisch sind. Außerdem soll er durch Beispiele bodenanzeigender Pflanzen auf die Zusammenhänge zwischen geologischem Untergrund bzw. Bodenart und Pflanzenwelt hinweisen. Geologische Aufschlüsse sind hier kaum vorhanden, jedoch lässt die Pflanzenwelt sehr gute Rückschlüsse auf den Boden zu. Im Herbst 2014 wurde die Beschilderung komplett erneuert und auch fachlich auf aktuellen Stand gebracht. 2023 erfolgte die Erweiterung des Naturlehrpfads auf 5,8 Kilometer, um dem Standard eines Qualitätswanderwegs innerhalb der Zertifizierung zur "Qualitätsregion Fichtelgebirge" zu entsprechen.  

 

Durch QR Codes, die sich auf jeder Stationstafel befinden, kann sich der interessierte Wanderer mit einem Smartphone ausführliche Informationen über das Internet anzeigen lassen.

 

Ausgangspunkt des Naturkundlichen Lehrpfades ist die Tauritzmühle.

  

Strecke: 5,8 km
   
Markierung:
Faltblatt Vorderseite   Faltblatt Rückseite
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Stationen des Naturkundlichen Lehrpfades

 

1 Traubeneiche   11 Gemeiner Weißdorn   21 Bruchweide   31 Ohrweide
2 Gemeiner Schneeball   12 Weinrose   22 Kratzbeere   32 Schwarzerle
3 Aschweide   13 Purpurweide   23 Salweide   33 Moorbirke
4 Streuobstwiese   14 Roter Hartriegel   24 Gemeine Esche   34 Vogelbeere
5 Moose   15 Zwergbuchs   25 Gemeiner Dornfarn   35 Gemeine Traubenkirsche
6 Schlehdorn   16 Heide-Kiefernwald   26 Echter Wurmfarn   36 Pfaffenhütchen
7 Stieleiche   17 Pfeifengras   27 Haselnuß   37 Schwarzer Holunder
8 Aspe   18 Gemeiner Faulbaum   28 Traubenholunder   38 Gemeiner Flieder
9 Wilde Rose   19 Hängebirke   29 Frauenfarn      
10 Kleinblütige Rose   20 Hain-Sternmiere   30 Waldengelwurz      

 

 

Wegeverlauf Naturlehrpfad

 

1.   

Von der Tauritzmühle aus begeben wir uns südwestlich über die Brücke des Tauritzbaches. Am Wassererlebnisplatz vorbei begleiten uns im Frühjahr bis in den Sommer hinein Sumpfdotterblumen, Schilfrohr und Buschwindröschen links und rechts des Weges bis zu einem Schneeball und einer Aschweide. Ab hier beginnt dann rechts eine Streuobstwiese mit verschiedenen Kirsch-, Apfel- und Birnbaumsorten. Die unter Naturschutz stehenden Schlüsselblumen am Wegesrand begleiten uns hinauf bis zum Waldesrand. Am oberen Parkplatz des Tauritzmühlengeländes vorbei, überqueren wir eine schmale Teerstraße und bewegen uns talabwärts durch einen Heide-Kiefernwald. Am Ende des Waldes müssen wir die BT42 – die Verbindungsstraße zwischen Speichersdorf und Tressau/Kirchenpingarten überqueren. Ein schmaler Waldpfad führt uns danach weiter zum Wanderparkplatz Tressauer Straße.

 

2.  

Der Kiefernwald, an dem wir anfangs bis zu den Kesselweihern entlangwandern, steht auf Schilfsandstein (wie Estherienschichten, Benker Sandstein und Unterer Keuper ein Teil des Keupers; Name von verkohlten Pflanzenresten im Gestein, die man früher für Schilfreste hielt). Der Boden ist hier feinsandig, leicht lehmig, aber kalkarm, daher Kiefernwald mit Schwarzbeere und Waldschmiele als bodendeckendem Gras. Am warmen, sonnigen südlichen Waldrand zahlreiche Sträucher, wie Schlehe, Weißdorn, Rosen, darunter wärmeliebende, relativ seltene Arten wie Kleinblütige Rose und Weinrose.

 

3.  

Weg in nördlicher Richtung parallel zu den "Kesselweihern": Bald überqueren wir eine kleine Talmulde, wo von Osten her ein Graben zu den Weihern fließt. Viele feuchtigkeitsliebende Pflanzen auf den angrenzenden Wiesen (z.B. Waldengelwurz) als auch im Wald deuten auf den Tonboden hin, aus dem die Estherienschichten bestehen (Name von Estheria, einem versteinerten Muschelkrebschen, das in diesen Meeresablagerungen vorkommt). Da der Ton meist kalkhaltig ist (Mergelton), finden wir hier im Wald eine reiche Strauch- und Krautform mit zahlreichen kalkholden Arten, während die kalkmeidenden Heidekrautgewächse (Heide, Schwarzbeere, Preiselbeere) hier fehlen. Beim Schild "Zwergbuchs" kann man am Wechsel des Pflanzenkleides recht deutlich die Grenze zwischen den Estherienschichten und dem Benker Sandstein erkennen.

 

4.  

Wo der gras- und strauchreiche Wald endet, beginnt reiner Kiefernwald mit Schwarzbeeren, Heidekraut und Preiselbeeren. Er steht auf Benker Sandstein (benannt nach dem Ort Benk zwischen Bayreuth und Bad Berneck), der früher in zahlreichen Steinbrüchen (z.B. den sogenannten "Bärenlöchern") gebrochen und zum Hausbau verwendet wurde. Da er fast nur aus grobkörnigem Sandstein besteht und von Natur aus kalk- und nährstoffarm ist, haben wir hier den typischen artenarmen Heidekiefernwald, wie er in unserer Heimat weit verbreitet ist. Stellenweise, besonders nördlich des Weges zu den Bärenlöchern, bedeckt die Waldschmiele in Form dichter Matten den Waldboden.

 

5.  

Der Untere Keuper und der Muschelkalk sind im Bereich des Tauritzbachtales vorhanden, aber fast vollständig von eiszeitlichen Kiesablagerungen und jüngeren Talablagerungen des Baches überdeckt. Am Tauritzbach, dem rechten Hauptquellbach der Haidenaab, finden wir typische Auwaldpflanzen wie Schwarzerle, Bruchweide, Traubenkirsche, Hainsternmiere und die breiten Blätter des Wiesenknöterichs in großer Zahl. Nur im Bereich des "Tannenholzes" zeigen einige Arten wie die Kratzbeere und die Blaue Binse (am nördlichsten Punkt ! ) an, daß hier die kalkhaltigen Tone des unteren Muschelkalkes anstehen; allerdings ist durch die lange Nadelwaldbestehung (Bildung von saurem Rohhumus !) und die natürliche Entkalkung der Oberboden weitgehend so kalkarm geworden, daß sich auch hier der Muschelkalk kaum bemerkbar macht. Am Waldweg im nördlichen Tannenholz deuten allerdings viele  Feuchtigkeitszeiger (Waldengelwurz, Sumpfkratzdistel usw.) auf den nassen Tonboden hin.

 

6.  

Der Südrand des Tannenholzes, wo der Lehrpfad den Wald wieder verlassen hat, steht auf kalk- und nährstoffarmem Kiesboden. Daher hier Magerkeitszeiger wie Borstgras. Manche Baum- und Straucharten entlang dem ehemaligen Mühlbach wurden gepflanzt: Grauerle, Pfaffenhütchen, Flieder. Unmittelbar am Westrand des Tauritzmühlengrundstücks stehen eine Esche, mehrere große Bergahorne und ein Birnbaum. Mitten im Hof steht eine Sommerlinde, umgeben von einer niedrigen Mauer aus Muschelkalkplatten, die von Haunritz stammen (oberer Muschelkalk). Am rechten Bachufer eine große Traubeneiche. Der Quelltopf ca. 100m westlich stellt ein richtiges Naturwunder dar. Die Feuchtwiesen, Auwälder und Quellgebiete rechts des Baches sind von höchster ökologischer Bedeutung. Sie sind Lebensraum für viele seltene, gefährdete Pflanzenarten.

 

Quelle: Hermann Merkel, Speichersdorf

  

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